Die deutsch-französische Partnerschaft ist für mich mehr als eine politische Initiative. Für mich ist sie gelebter Alltag: denn seit über 20 Jahren bin ich mit einem Franzosen verheiratet; unsere Töchter wachsen zweisprachig auf und ich bin selbst seit 2019 - neben meiner deutschen Staatsbürgerschaft - auch französische Staatsbürgerin.
Ich freue mich, Teil der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung (DFPV) zu sein, dem weltweit einzigen binationalen Parlament. Es fördert die enge Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich auf parlamentarischer Ebene. Die Versammlung, gegründet am 25. März 2019, basiert auf dem Deutsch-Französischen Parlamentsabkommen und tagt abwechselnd mit je 50 Abgeordneten beider Länder in Deutschland und Frankreich.
Als Vorstandsmitglied der DFPV engagiere ich mich gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen für die Vertiefung der deutsch-französischen Kooperation, indem wir unter anderem die Umsetzung des Élysée- und des Aachener Vertrages begleiten, intensiv nach Lösungsansätzen für grenzüberschreitende Probleme suchen und die gemeinsame Umsetzung von EU-Richtlinien vorantreiben. Unser Ziel ist es, gemeinsam Antworten für aktuelle Herausforderungen zu finden, die konstruktiven Debatten und den Austausch der politischen Ebene beider Länder zu fördern und Impulse für eine zukunftsgewandte, europäische Politik zu geben.
Als Arena für die deutsch-französische Debatte entwickelt die DFPV in verschiedenen Arbeitsgruppen Beschlussempfehlungen, die dem Bundestag und der Assemblée Nationale vorgelegt werden. Die Koordinierung der AG Außen- und Sicherheitspolitik gemeinsam mit meiner Kollegin Sabine Thillaye aus der Assemblée Nationale ist ein wichtiger Schwerpunkt meiner Arbeit. Die verschiedenen Sitzungen mit hochkarätigen Expertinnen und Experten zur gemeinsamen Bedrohungsanalyse und strategischen Kultur sowie der industriellen und operativen Dimension der deutsch-französischen Verteidigungskooperationen haben dazu beigetragen, Missverständnisse auszuräumen und Gemeinsamkeiten zu finden. Nach Abschluss der AG wollen wir dem Bundestag und der Assemblée Nationale eine gemeinsame Entschließung mit konkreten Handlungsempfehlungen vorlegen, mit denen die Partnerschaft beider Länder im Bereich Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik noch weiter gestärkt werden kann.
Daneben gehöre ich auch der AG Energiesouveränität an, die nach der erneuten russischen Aggression gegen die Ukraine ins Leben gerufen wurde. Der Krieg in der Ukraine hat uns das Risiko zu großer Abhängigkeiten von externen Energielieferanten schmerzlich vor Augen geführt. Bei diversen AG-Sitzungen mit einschlägigen Experten wurde deutlich, dass insbesondere Deutschland und Frankreich das Potential ihrer unterschiedlichen Energiemixe nutzen und gemeinsam Impulse für eine weiterwachsende, strategisch unabhängigere Europäische Energie-Union setzen müssen. Das betrifft unter anderem die gemeinsame Erarbeitung einer europäische Wasserstoffstrategie, die Förderung der Geothermie oder die Diversifizierung der Gas- und Wasserstoffimporte.
Es ist mir eine Ehre und eine Freude, Deutschland in diesem wichtigen Gremium zu vertreten und aktiv an der Gestaltung unserer gemeinsamen Zukunft mitzuwirken. In einer solch bewegten Weltlage müssen wir als Deutsche, Franzosen und Europäer unserer globalen Stellung gerecht werden und uns für kommende Krisen wappnen. Gerade jetzt ist eine deutlich enger koordinierte Politik auf allen Ebenen zwingend geboten.
Copyright | Sandra Weeser MdB